🌗 Was ist der Manichäismus?
Der Manichäismus ist eine gnostisch-dualistische Religion, die im 3. Jahrhundert n. Chr. vom persischen Propheten Mani (ca. 216–276) gegründet wurde.
Sie verbindet Elemente aus:
⚫⚪ Zentrales Prinzip: Dualismus
Der Manichäismus sieht die Welt als einen ewigen Kampf zwischen Licht und Finsternis, also:
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Gut vs. Böse
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Geist vs. Materie
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Seele vs. Körper
Die Welt entstand laut manichäischer Lehre aus einer Vermischung dieser beiden Reiche. Die Aufgabe des Menschen: das Licht (die Seele) aus der materiellen Welt zu befreien.
🧘♂️ Die Rolle des Menschen
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Die „Erwählten“ (eine asketische Elite) lebten streng enthaltsam, um das Licht nicht weiter zu binden.
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Die „Hörer“ waren Unterstützer, die einfacher lebten und versuchten, gutes Karma zu sammeln.
➡️ Ziel: Rückkehr des Lichts ins Reich Gottes.
📚 Schriften und Einfluss
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Mani verfasste seine Lehren schriftlich – sehr ungewöhnlich für damalige Religionsgründer.
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Der Manichäismus verbreitete sich rasant: von Rom über Persien bis nach China.
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Viele Manichäer wurden später verfolgt – die Religion galt als Häresie, besonders im Christentum und Islam.
🏛️ Historische Bedeutung
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Augustinus von Hippo war 9 Jahre lang Manichäer, bevor er Christ wurde.
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Der Begriff „manichäisch“ wird heute oft im übertragenen Sinne verwendet, wenn jemand die Welt in ein zu simples Gut/Böse-Schema einteilt.
📖 Wer war Mani?
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Geboren ca. 216 n. Chr. in der Nähe von Ktesiphon (im heutigen Irak), im Sassanidenreich
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Stellte sich selbst als Prophet in einer Reihe mit Buddha, Zarathustra, Jesus und Mohammed dar (ja, er sah sich als den letzten großen Lehrer)
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War ein genialer Missionar, Schriftsteller, Künstler und wohl auch Arzt
➡️ Er schrieb seine Lehren selbst auf, was ihn von anderen Religionsgründern unterscheidet – und verwendete dabei auch Bilder (man nannte ihn den „Apostel des Lichts“).
🌍 Wie verbreitete sich der Manichäismus?
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Mani und seine Anhänger schickten Missionare bis nach Indien, Zentralasien, Nordafrika und sogar nach China
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Seine Lehre passte sich teils lokalen Kulturen an (z. B. mit buddhistischen Begriffen in Asien)
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Die Religion hatte im 4. Jh. ihren Höhepunkt – mit Anhängern vom Römischen Reich bis zur chinesischen Tang-Dynastie
❌ Warum ist der Manichäismus fast verschwunden?
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Verfolgung:
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Vom römischen Kaiser Diokletian (ab 297)
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Vom zoroastrischen Klerus im Sassanidenreich
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Später auch von christlichen, islamischen und buddhistischen Institutionen
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Fehlende Machtbasis:
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Verlust von Schriften:
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Viele Originaltexte wurden vernichtet – nur Fragmente überlebten, z. B. auf koptisch, syrisch, chinesisch oder in Funden wie den Turfan-Manuskripten in Zentralasien
💡 Was glaubten Manichäer konkret?
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Der Körper ist böse, denn er gehört zur Materie (Finsternis)
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Die Seele ist Licht, ein Teil Gottes, das im Körper gefangen ist
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Wiedergeburt war Teil der Lehre – bis das Licht vollständig befreit ist
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Essen, Sex, Besitz – all das bindet den Menschen an die materielle Welt
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Durch Enthaltsamkeit und spirituelle Praxis wird das Licht erlöst
🧠 Einfluss heute?
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Der Begriff „manichäisch“ wird heute in Philosophie, Politik und Literatur verwendet, wenn jemand die Welt zu einfach in Gut und Böse einteilt
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Manche Ideen tauchen auch in moderner Esoterik wieder auf
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Der Manichäismus selbst ist aber keine lebendige Religion mehr – im Gegensatz zu z. B. Zoroastrismus