Sabbatianismus war eine messianische Bewegung im 17. Jahrhundert, benannt nach Sabbatai Zvi (1626–1676), einem jüdischen Mystiker aus dem Osmanischen Reich (heutige Türkei/Griechenland). Er erklärte sich selbst zum jüdischen Messias – was in der jüdischen Welt riesige Wellen schlug.
Sabbatai Zvi war stark beeinflusst von der Lurianischen Kabbala (Isaak Luria).
In dieser Mystik gibt es die Vorstellung vom „gefallenen Licht“, das durch göttliche Reinigung (Tikkun) wiederhergestellt werden muss.
Sabbatai interpretierte das so: Das Heil kommt nicht durch Einhaltung der Gebote, sondern auch durch deren Umkehrung oder Überwindung – eine extrem provokante Idee.
Seine Ideen verbreiteten sich schnell über Europa, Nordafrika, den Nahen Osten.
Viele Juden glaubten wirklich, der Messias sei gekommen – manche verkauften alles, um ins Heilige Land zu ziehen.
Er führte neue Gebete, Rituale, Fastenzeiten ein – oft im Widerspruch zur Halacha (jüdisches Gesetz).
Sabbatai wurde vom osmanischen Sultan verhaftet – unter Androhung der Hinrichtung konvertierte er zum Islam.
Für viele Anhänger war das ein Schock. Aber einige meinten: „Auch das gehört zum göttlichen Plan.“
Daraus entstand der sogenannte „verdeckte Sabbatianismus“: geheime Gemeinschaften, die Zvi weiter als Messias verehrten.
Sabbatianer glaubten, dass im messianischen Zeitalter die alten Gesetze aufgehoben sind.
Daraus entstanden rituelle Provokationen: z. B. das Essen von verbotenen Speisen, das Feiern heiliger Tage durch das Brechen von Regeln.
Das wurde von traditionellen Rabbinern als Häresie und „religiöse Anarchie“ gesehen.
Jakob Frank erklärte sich zum Nachfolger Sabbatais und trieb die antinomischen Ideen noch weiter.
Seine Bewegung konvertierte offiziell zum Christentum, behielt aber geheime kabbalistische Praktiken.
Die Frankisten werden manchmal als Vorläufer moderner esoterischer Strömungen gesehen.
Kein Teufelsglaube: Sabbatianismus ist tief verwurzelt im Judentum und glaubt an den einen Gott.
Ziel war Erlösung, nicht Rebellion um der Rebellion willen.
Die Parallelen zu Satanismus sind rein äußerlich: Regelbruch, Tabuverletzung, spirituelle Rebellion – aber mit völlig anderem Zielsystem.
Viele Ideen aus dem Sabbatianismus flossen verdeckt in europäische Esoterik, Freimaurerei, Gnostizismus ein.
Einige Historiker sehen Sabbatianismus als eine Art „jüdische Reformation“, die jedoch unterdrückt wurde.
Er hat Theologen, Historiker und Mystiker bis heute inspiriert – von Gershom Scholem bis zu modernen Kabbalisten.