„Satanismus“ ist ein Begriff mit vielen Facetten, der je nach Kontext sehr unterschiedlich verstanden werden kann – von einer ernst gemeinten religiösen oder philosophischen Bewegung bis hin zu popkulturellen, okkulten oder sogar missverstandenen Darstellungen. Ich kann dir gerne eine Übersicht geben oder auf bestimmte Aspekte eingehen, z. B.:
LaVey’scher Satanismus
Gegründet von Anton LaVey (1966, Church of Satan)
Atheistisch – Satan ist ein Symbol für Individualismus, Stolz, Selbstverwirklichung
Betonung auf Rationalität, Eigenverantwortung, Hedonismus
Theistischer Satanismus
Glaube an Satan als reales Wesen oder Gottheit
Oft spirituell oder rituell geprägt
Kann sehr unterschiedlich aussehen – von luziferischen Traditionen bis hin zu synkretistischen Glaubenssystemen
Moderne satanische Organisationen
The Satanic Temple (TST): politisch-aktivistisch, atheistisch, setzt sich u.a. für Trennung von Kirche und Staat ein
Betont Menschenrechte, freie Meinungsäußerung, wissenschaftliches Denken
Satanismus in der Popkultur & Medienpanik
Oft missverstanden oder dämonisiert (z. B. „Satanic Panic“ der 80er in den USA)
Falsche Vorstellungen durch Filme, Musik oder Medienberichte
Ritueller oder okkulter Satanismus
Randphänomen mit Bezug zu Magie, Ritualen, Symbolik
Satan taucht in der Bibel ursprünglich nicht als „der Böse“ auf, sondern als Ankläger (z. B. im Buch Hiob).
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Satan zur Personifikation des Bösen, Gegenspieler Gottes, Herr der Hölle – stark beeinflusst durch apokryphe Schriften, mittelalterliche Theologie und Kunst.
Im Mittelalter entstand das Bild vom Teufelsanbeter, aber: es gab noch keine echten Satanisten – nur die Vorstellung, dass jemand Satan verehrt.
Viele Menschen wurden gefoltert und hingerichtet, weil man ihnen Teufelsanbetung oder „satanische Rituale“ unterstellte – völlig unbegründet.
Es war mehr religiöse Paranoia als Realität.
Anton Szandor LaVey, ein amerikanischer Musiker, Mystiker & Entertainer, gründet die Church of Satan in San Francisco.
Veröffentlicht die „Satanische Bibel“ – ein Mix aus Philosophie, Ritual, Theatralik und Sozialkritik.
LaVeys Satanismus ist atheistisch:
Satan = Symbol für Stärke, Stolz, Individualismus
Ablehnung von Dogmen, Heuchelei, Zwangsmoral
👉 Das war der erste dokumentierte Moment, wo sich Menschen selbst bewusst als Satanisten bezeichneten – also der Startpunkt des modernen Satanismus.
Besonders in den USA kam es zu einer Massenhysterie: Medien, Kirchen und Politiker behaupteten, es gäbe geheime „satanistische Kulte“, die Kinder missbrauchen oder opfern.
Tausende Fälle, meist ohne jeden Beweis. Viele Unschuldige landeten vor Gericht.
Bücher, Filme und Serien verstärkten das Bild vom „bösen Satanisten“.
Auch Metal-Bands (z. B. Black Sabbath, Slayer) wurden oft fälschlich mit Satanismus in Verbindung gebracht – obwohl vieles reine Provokation war.
The Satanic Temple (TST) wurde gegründet als politisch-aktivistische Organisation – ebenfalls atheistisch, aber mit starkem gesellschaftlichem Engagement.
Kämpft u. a. für:
Trennung von Kirche und Staat
Körperautonomie (z. B. Abtreibungsrechte)
Religionsfreiheit
Verwendet satanische Symbolik bewusst provokativ – z. B. bei Aufstellungen von Baphomet-Statuen als Gegengewicht zu christlichen Monumenten.
Kleine Gruppen oder Einzelpersonen glauben wirklich an Satan oder Luzifer als spirituelle Wesen.
Oft sehr individuell oder geheimnisvoll, manchmal in Verbindung mit Magie, Ritualen, Esoterik oder Gnostizismus.
Luziferianer sehen Luzifer eher als „Lichtbringer“ oder „Rebell gegen Tyrannei“, nicht als Inkarnation des Bösen.
Satanismus ist kein Kult, sondern eine kulturell, philosophisch und spirituell vielfältige Strömung, die – ob ernst oder symbolisch – immer irgendwie mit Rebellion gegen Normen, Selbstbestimmung und kritisches Denken zu tun hat.
Oft inspiriert von Aleister Crowley, Esoterik, Chaosmagie etc.
Satan wird als reale spirituelle Entität gesehen – teils als Gegenspieler Gottes, teils als Lichtbringer (Luzifer), Lehrer oder Befreier.
Ziel ist oft spirituelles Wachstum, persönliche Erleuchtung oder Freiheit von religiöser Unterdrückung.
Es gibt keine "einheitliche Bibel", aber manche benutzen Grimoires, die Bibel rückwärts oder selbst geschriebene Texte.
Können klassische Elemente enthalten wie:
Altäre mit schwarzen oder roten Kerzen
Pentagramme, Baphomet-Symbole
Räucherwerk, rituelle Gewänder
Musik oder Gesänge (z. B. auf Latein, Enochianisch oder Eigenschöpfungen)
Häufige Rituale:
Invokation von Satan oder Dämonen (als spirituelle Kräfte oder Mentoren)
Selbstinitiationen – „Ich widme mich dem Weg Satans“
Hexennächte / Jahreskreisfeste – manche adaptieren heidnische Traditionen
Rituale zur Selbstermächtigung – z. B. zur Stärkung des Willens, Schutz oder Zielmanifestation
Satan ist kein reales Wesen, sondern ein Symbol für:
Freiheit
Stolz
Eigenverantwortung
Instinkte, Sinnesfreuden, Selbstverwirklichung
Die „Satanische Bibel“ von Anton LaVey ist die Grundlage, mit ihren 9 Satanischen Statements und Ritualanleitungen.
Ziel ist Selbsterfahrung, kathartische Wirkung, Stärkung des Selbstbewusstseins.
Beispiele:
Zerstörungsritual (symbolische Rache)
Liebesritual (Anziehung, Begehren)
Mitgefühlsritual (Hilfe für andere)
Typische Elemente:
Schwarze Robe, Altartisch, Kerzen (besonders schwarz, rot, weiß)
Glocke (zu Beginn), Schwert oder Dolch, Kelch mit Getränk
Texte aus der Satanischen Bibel oder eigene Worte
„Der Satanist betet niemanden an. Er verneigt sich nicht. Er erkennt sich selbst als das höchste Wesen in seinem eigenen Universum.“ – Anton LaVey
Viele moderne Satanisten (atheistisch oder theistisch) sind sehr individuell unterwegs – sie mischen Einflüsse aus:
Okkultismus
Heidentum
Thelema (Aleister Crowley)
Kunst, Poesie, Musik, Astronomie, usw.
Rituale können dadurch sehr kreativ und persönlich werden.