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Senkrechtes Weltbild

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Der Begriff „senkrechtes Weltbild“ ist ein deutscher Begriff, der im Englischen grob mit „vertikaler Weltanschauung“ übersetzt werden kann. Dieses Konzept wird zwar in der gängigen philosophischen Literatur nicht häufig diskutiert, wird aber in bestimmten philosophischen, esoterischen und metaphysischen Kontexten verwendet, um eine bestimmte Art des Weltverständnisses zu bezeichnen. Es steht im Gegensatz zum konventionelleren horizontalen Weltbild, das typischerweise ein Verständnis von Leben und Universum auf der Grundlage physischer, materieller und sozialer Dimensionen darstellt. Hier eine Erläuterung dessen, was ein vertikales Weltbild bedeuten könnte:

1. Vertikales Weltbild in esoterischen und spirituellen Traditionen:

In vielen esoterischen und spirituellen Traditionen stellt das vertikale Weltbild eine Perspektive dar, die die Welt als dynamisches, geschichtetes System mit einer höheren spirituellen Ebene darüber und einer materiellen, physischen Ebene darunter betrachtet. Diese vertikale Achse wird oft als Verbindung zwischen Folgendem dargestellt:

Der spirituellen oder göttlichen Ebene (oben),

Der irdischen, physischen Ebene (in der Mitte) und

Der Unterwelt oder dem Unterbewusstsein (unten).

Diese metaphorische Struktur legt nahe, dass der Mensch nicht nur ein irdisches Wesen ist, das auf die materielle Welt beschränkt ist, sondern ein spirituelles Wesen mit einer Verbindung zu höheren, transzendenten Realitäten. Die vertikale Achse impliziert, dass wir spirituell aufsteigen (durch Praktiken wie Meditation, Gebet oder Selbsterkenntnis) oder in niedrigere, materialistischere oder unbewusstere Zustände absteigen können.

2. Symbolik der vertikalen Achse:

Aufwärts- und Abwärtsbewegung: Die vertikale Achse impliziert typischerweise eine Art spirituellen Aufstiegs (nach oben) hin zu Erleuchtung, Göttlichkeit oder kosmischer Wahrheit. Sie deutet auch auf die Möglichkeit eines spirituellen Abstiegs oder einer Reise in die innere Dunkelheit, Unwissenheit oder das Unbewusste hin. In einigen mystischen Traditionen werden diese Ideen durch Konzepte wie Himmel und Hölle, Licht und Dunkelheit oder göttliche und irdische Reiche symbolisiert.

Vereinigung der Gegensätze: Die vertikale Weltanschauung kann auch als Versöhnung von Dualitäten verstanden werden – Geist und Materie, Bewusstsein und Unbewusstes, das Göttliche und das Weltliche. Diese Idee steht im Einklang mit vielen esoterischen Traditionen, die die Integration von Gegensätzen als spirituelles Ziel betrachten. So könnte beispielsweise das Erreichen von Erleuchtung die Ausbalancierung und Harmonisierung sowohl der höheren als auch der niederen Aspekte des Selbst beinhalten.

3. Vertikale Weltanschauung in Philosophie und Mystik:

Einige philosophische und mystische Systeme nutzen die vertikale Achse, um den Prozess spirituellen Wachstums und der Selbstverwirklichung darzustellen. So könnte sie in diesen Kontexten untersucht werden:

In der kabbalistischen Mystik: In der Kabbala können die Sefirot (die göttlichen Emanationen) als Teil einer vertikalen Hierarchie betrachtet werden. Die höheren Sefirot repräsentieren eine engere Verbindung zum Göttlichen, während die niederen eher mit der irdischen Existenz verbunden sind. In dieser Weltanschauung wird der Mensch als in der Mitte dieser vertikalen Achse stehend gesehen, mit der Möglichkeit, entweder zu höherer spiritueller Verwirklichung aufzusteigen oder in Materialismus und Vergessen des Göttlichen abzudriften.

In der christlichen Mystik: In der christlichen Mystik ist der Aufstieg zu Gott oder der Abstieg in die Hölle oft mit einer vertikalen Reise verbunden. Dies zeigt sich in Bildern wie der Jakobsleiter, auf der Engel auf- und absteigen und die Verbindung zwischen Himmel und Erde sowie das Potenzial für spirituellen Auf- und Abstieg symbolisieren.

4. Im Kontext der menschlichen Entwicklung:

Psychologisch oder philosophisch ausgedrückt kann sich die vertikale Weltanschauung auf ein Verständnis persönlicher oder menschlicher Entwicklung beziehen, das über oberflächliche, materielle Erfahrungen (oft in einer horizontalen Weltanschauung gesehen) hinausgeht und sich auf tiefere, innere Erfahrungen, die Psyche und das spirituelle Selbst konzentriert. Sie kann horizontalen Weltanschauungen gegenübergestellt werden, die äußere, soziale und materielle Realitäten wie Gesellschaft, Politik oder körperliche Bedürfnisse in den Vordergrund stellen.

Beispiele:

Vertikales Wachstum kann die Entwicklung innerer Qualitäten, Selbstbewusstsein, moralischer Tugend und spiritueller Einsicht darstellen.

Horizontales Wachstum hingegen kann sich auf die Erweiterung externen Wissens, von Fähigkeiten und sozialen Interaktionen konzentrieren.

Die vertikale Dimension kann somit das Wachstum des Bewusstseins symbolisieren, bei dem ein Individuum zu einer höheren Ebene des Verständnisses oder der Existenz aufsteigt.

5. In einem breiteren kulturellen oder theologischen Kontext:

In einigen religiösen oder theologischen Rahmen wird das vertikale Weltbild als Repräsentation eines heiligen, geordneten Kosmos angesehen, in dem Menschen ermutigt werden, Verbindung zu göttlicher Wahrheit und Transzendenz zu suchen. Der Himmel wird als oben betrachtet, die Erde in der Mitte und die Hölle bzw. die niederen Welten darunter. Dieser Rahmen spiegelt sich oft in den Kosmologien vieler Weltreligionen wider, vom Christentum bis zum Hinduismus, und ist mit moralischem oder spirituellem Aufstieg verbunden.

Zusammenfassung:

Ein vertikales Weltbild (oder senkrechtes Weltbild) repräsentiert typischerweise ein spirituelles oder metaphysisches Weltverständnis, das das Leben als geschichtet betrachtet, mit einer höheren Sphäre (spirituell oder göttlich) darüber, einer mittleren Sphäre (irdische Existenz) darunter Das Zentrum und eine tiefere Sphäre (oft mit dem Unterbewusstsein oder der Unterwelt verbunden) darunter. Diese Perspektive legt nahe, dass die menschliche Existenz nicht nur materielle und soziale Realitäten umfasst (die in einer horizontalen Weltanschauung betont würden), sondern auch tief mit höheren, transzendenten Wahrheiten, moralischem Wachstum und spirituellem Aufstieg verbunden ist. Die vertikale Achse kann als Metapher für spirituelles Wachstum, die Versöhnung von Gegensätzen und die Verbindung zwischen Himmel und Erde dienen.