Der Ungrund ist wörtlich das „Ohne-Grund“ – also das, was keinen Ursprung hat, jenseits aller Dualität, Form oder Begreifbarkeit liegt.
In der Esoterik bezeichnet der Ungrund:
Das Ur-Nichts, aus dem alles entspringt.
Eine Art göttliches Chaos oder Abgrund vor dem Sein.
Eine Realität jenseits von Sein und Nichtsein, aus der selbst Gott in seiner Manifestation hervorgeht.
Böhme, ein Mystiker und Schuhmacher aus Görlitz, sprach vom Ungrund als:
„ein ewiges Nichts, aber auch ein ewiges Alles.“
In seinem Weltbild:
Der Ungrund ist der Urzustand, in dem Gott noch unmanifestiert ist.
Erst durch den Willen zur Offenbarung (den „Sehnsuchtsimpuls“) entsteht Gott als Schöpfer – und mit ihm die Welt.
Der Ungrund ist also vor der Trinität, vor Licht und Finsternis, vor allem Sein.
In moderner Esoterik und Mystik wird der Ungrund oft gleichgesetzt mit:
Das Absolute in östlichen Philosophien (z. B. Brahman im Vedanta).
Die Leere (Shunyata) im Buddhismus.
Das Ain Soph in der Kabbalah (das Unerkennbare vor dem ersten Licht).
Das Tao vor der Benennung im Daoismus.
Es ist die Grundlosigkeit hinter allen Gründen, ein unbegreifbares Urprinzip, das in der mystischen Erfahrung direkt erfahren, aber nicht rational erfasst werden kann.