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Vajrayana-Buddhismus

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Vajrayana ist eine Form des Buddhismus, die oft als „Diamantweg“ oder „Eisenweg“ bezeichnet wird. Es handelt sich um eine der drei großen buddhistischen Traditionen, zusammen mit dem Theravada-Buddhismus und dem Mahayana-Buddhismus. Vajrayana wird hauptsächlich in Ländern wie Tibet, Bhutan, Nepal und Mongolei praktiziert und ist bekannt für seine tantrischen Methoden und rituellen Praktiken.

Hier sind einige der zentralen Merkmale des Vajrayana-Buddhismus:

1. Tantrismus und esoterische Praktiken:

  • Der Vajrayana-Buddhismus nutzt tantrische Praktiken, die als geheim und esoterisch gelten. Diese Praktiken beinhalten rituelle Handlungen, Gebete, Mantras, Mudras (Handgesten) und Mandalas (symbolische Darstellungen des Universums), die auf die Transformation des Karma und die Entwicklung von Erleuchtung ausgerichtet sind.

  • Ein Tantriker strebt danach, alle Aspekte des alltäglichen Lebens in den spirituellen Weg zu integrieren und nicht zu fliehen, sondern die Welt selbst zu transformieren, um Erleuchtung zu erlangen.

2. Verwendung von Symbolen und Visualisierungen:

  • Im Vajrayana werden Götter und Göttinnen als Manifestationen von Weisheit und Mitgefühl verehrt. Es gibt viele Visualisierungen und Meditationsobjekte, die verwendet werden, um den Geist auf das ultimative Ziel der Erleuchtung zu fokussieren.

  • Yidams sind Gottheiten, die als Hilfsmittel für die Meditation und Praxis dienen. Praktizierende visualisieren diese Gottheiten, um ihre eigenen qualitativen Eigenschaften zu manifestieren.

3. Guru-Schüler-Verhältnis:

  • Im Vajrayana-Buddhismus ist das Verhältnis zwischen Lehrer (Guru) und Schüler von zentraler Bedeutung. Der Guru wird als der spirituelle Führer angesehen, der den Schüler in den geheimen und tantrischen Praktiken unterweist. Der Guru ist auch ein wichtiger Vermittler, der die Weisheit des Buddhismus direkt an den Schüler weitergibt.

  • Dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis ist nicht nur lehrend, sondern auch ein tiefes spirituelles Band, das Vertrauen und Hingabe erfordert.

4. Bodhisattva-Ideal und das Streben nach Erleuchtung:

  • Wie im Mahayana-Buddhismus liegt auch im Vajrayana der Bodhisattva-Weg im Mittelpunkt, wobei der Praktizierende das Ideal verfolgt, für das Wohl aller Wesen zu arbeiten, bevor er selbst die Erleuchtung erlangt.

  • Vajrayana betont die Notwendigkeit, die Kraft der Liebe, des Mitgefühls und der Weisheit zu entwickeln, um anderen zu helfen, das gleiche Ziel der Erleuchtung zu erreichen.

5. Schneller Weg zur Erleuchtung:

  • Vajrayana wird als ein „schnellerer“ Weg zur Erleuchtung betrachtet, da es darauf abzielt, die Grenzen zwischen dem alltäglichen Leben und der spirituellen Praxis zu durchbrechen. Es wird angenommen, dass man durch die tantrischen Praktiken und das richtige Verständnis von Lehre und Meditation die Erleuchtung in einem einzigen Leben erreichen kann.

  • Ein zentraler Aspekt der Vajrayana-Praxis ist, dass es alles im Leben als potenziellen Weg zur Erleuchtung nutzt – vom Körper bis hin zu den alltäglichen Handlungen.

6. Der tantrische Buddhismus:

  • Tantra im Vajrayana bezieht sich auf eine Sammlung von Lehren und Praktiken, die die Transformation von negativen Emotionen und Handlungen in positive Eigenschaften zum Ziel haben. Der tantrische Buddhismus betont, dass man die „schmutzigen“ oder negativen Seiten des Lebens nicht ablehnen muss, sondern sie in Weisheit und Mitgefühl verwandeln kann.

  • Dies wird durch die Verwendung von rituellen Praktiken, Mantras und Visualisierungen erreicht, die auf spirituelle Transformation ausgerichtet sind.

7. Vier Hauptschulen des Vajrayana:

Der Vajrayana-Buddhismus hat vier große Schulen, die alle unterschiedliche Praktiken und Interpretationen der Lehren haben:

  • Nyingma: Die älteste Vajrayana-Schule, die stark von den frühen tibetischen Übersetzungen des Buddhismus beeinflusst ist.

  • Kagyü: Eine Schule, die besonders die meditativen Techniken und das Guru-Schüler-Verhältnis betont.

  • Sakya: Diese Schule legt großen Wert auf philosophische Studien und Logik sowie auf die traditionelle Praxis.

  • Gelug: Die bekannteste Schule, die von Je Tsongkhapa gegründet wurde, mit einem starken Fokus auf Mönchtum, Disziplin und Studium der Schriften. Der Dalai Lama gehört dieser Schule an.

8. Die Bedeutung von Mantras und Mandalas:

  • Im Vajrayana werden Mantras als heilige Silben oder Worte betrachtet, die eine energetische Schwingung erzeugen, die den Geist transformiert. Ein bekanntes Beispiel ist das Mantra „Om Mani Padme Hum“.

  • Mandalas sind geometrische Darstellungen des Universums, die in der Praxis verwendet werden, um den Geist zu fokussieren und zu visualisieren.

9. Ziel der Praxis:

  • Das ultimative Ziel des Vajrayana ist die Erleuchtung, aber auf eine Weise, die alles im Leben integriert. Durch die Erleuchtung soll der Praktizierende die ultimative Wahrheit und die leere Natur der Realität verstehen und sich als ein Bodhisattva manifestieren, der das Wohl aller Wesen anstrebt.

Fazit:

Vajrayana-Buddhismus ist eine tiefe und reiche Tradition, die stark von tantrischen Lehren und praktischen Methoden geprägt ist. Sie verfolgt einen schnelleren Weg zur Erleuchtung, indem sie sowohl die alltäglichen als auch die spirituellen Aspekte des Lebens in die Praxis einbezieht. Durch Guru-Disziplin, Mantra-Praxis, Meditation und rituelle Verfahren strebt der Praktizierende danach, das höchste Ziel der Erleuchtung für sich selbst und für das Wohl aller Lebewesen zu erreichen.