Esowiki - Spirituelle Begriffe einfach erklärt

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Völkisches Denken ist ein Begriff, der sich auf eine Ideologie oder Weltanschauung bezieht, die die Bedeutung des Volkes und dessen kulturelle Identität betont und dabei in der Regel ethnische oder nationale Merkmale als zentral für die Zugehörigkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Gesellschaft ansieht. Ursprünglich war das Konzept des „Völkischen“ in vielen europäischen Ländern, insbesondere in Deutschland, von ethnographischen, kulturellen und sprachlichen Vorstellungen geprägt. Im Laufe der Zeit wurde es jedoch immer stärker von politischen Bewegungen instrumentalisiert, vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus, was dem Begriff heute oft einen negativen Beiklang gibt.

Merkmale des Völkischen Denkens:

  1. Betonung des Volkes als kollektive Einheit: Völkisches Denken legt großen Wert auf die Idee eines „Volkskörpers“, der durch gemeinsame kulturelle, ethnische und sprachliche Merkmale verbunden ist. Es wird davon ausgegangen, dass ein Volk eine bestimmte, oft als absolut und ursprünglich verstandene Identität besitzt, die durch kulturelle Traditionen, Geschichte und Natur geprägt ist.

  2. Ethnische und kulturelle Homogenität: Im völkischen Denken wird häufig ein starkes Augenmerk auf die ethnische Homogenität einer Nation gelegt. Das bedeutet, dass nur Menschen, die als Teil dieses „Volkes“ wahrgenommen werden, dazugehören. Menschen, die als „fremd“ oder „anders“ wahrgenommen werden, werden oft ausgeschlossen oder marginalisiert.

  3. Blut und Boden: Das völkische Denken wird häufig mit dem Konzept von „Blut und Boden“ (Blut und Boden) verbunden, das besonders während des Nationalsozialismus eine zentrale Rolle spielte. Diese Theorie verbindet die ethnische Identität mit der Landwirtschaft und der Verwurzelung des Volkes im Land, das als eine Art „Heimat“ verstanden wird. Das „Blut“ steht für die ethnische Herkunft, und der „Boden“ symbolisiert die enge Verbindung zwischen dem Volk und seinem geographischen Heimatland.

  4. Antiziganismus und Antisemitismus: Historisch gesehen wurde das völkische Denken oft mit rassistischen und antisemitischen Tendenzen verbunden. Die nationalistische Bewegung des 19. Jahrhunderts und besonders die Nationalsozialisten nahmen völkisches Denken zum Vorwand, um bestimmte ethnische Gruppen, wie Juden, Sinti und Roma und andere Minderheiten, zu diskriminieren und auszugrenzen. Diese Ideologie führte zu einer Politik der Verfolgung, Rassentrennung und Eugenik.

  5. Romantische und idealisierte Vorstellungen von Volk und Kultur: Das völkische Denken stellt oft eine romantische und idealisierte Vorstellung von Tradition, Volkskultur und Volksgemeinschaft dar. In dieser Vorstellung wird das Volk als eine ursprüngliche, unverfälschte Kraft gesehen, die sich durch die Jahrhunderte hindurch nicht verändert hat und durch ihre authentische Kultur und Werte gekennzeichnet ist.

  6. Gegensatz zu Universalen: Völkisches Denken stellt oft einen Gegensatz zu universellen Menschenrechten und globaler Solidarität dar. Es ist in der Regel antiglobalistisch und lehnt multikulturelle Gesellschaften sowie den Austausch und die Vermischung von Kulturen ab. Es betont stattdessen die Reinheit und Exklusivität des „eigenen“ Volkes und seiner Werte.

Historische Entwicklung und Kontext:

  1. Frühes 19. Jahrhundert und Romantik: Die Ursprünge des völkischen Denkens lassen sich in der Romantik und der nationalen Erhebung des frühen 19. Jahrhunderts finden. Zu dieser Zeit begannen Philosophen, Dichter und Historiker, ein stärkeres Augenmerk auf die Volkskultur und die Identität von Nationen zu legen. Dies war insbesondere im deutschen Raum wichtig, wo das Konzept des „Volkes“ als Grundlage für die Entstehung der modernen Nation und des Nationalstaates diente.

  2. Nationalsozialismus: Das völkische Denken erreichte seinen Höhepunkt im Nationalsozialismus, wo es von den Nazis zur Rechtfertigung ihrer rassistischen und autoritären Politik genutzt wurde. Unter Adolf Hitler wurde die Idee des „reinen“ Volkes zur Grundlage der rassistischen Ideologie und zur Rechtfertigung des Holocausts und der Eroberungspolitik im Zweiten Weltkrieg. Der Begriff „Volk“ wurde als Grundlage für die Überlegenheit der „arischen Rasse“ und die Unterdrückung anderer Völker und Kulturen eingesetzt.

  3. Nach dem Zweiten Weltkrieg: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das völkische Denken weitgehend diskreditiert, da es eng mit den menschenverachtenden Ideologien des Nationalsozialismus verbunden war. In vielen Teilen der Welt, insbesondere in Europa, ist der Begriff des Völkischen heute mit Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit behaftet. Dennoch gibt es auch weiterhin Bewegungen, die Elemente des völkischen Denkens, oft in verschleierter Form, vertreten.

Kritik am Völkischen Denken:

  1. Rassismus und Diskriminierung: Völkisches Denken wird oft mit Rassismus, Xenophobie und Antisemitismus in Verbindung gebracht. Es führt zu der Vorstellung, dass nur bestimmte ethnische Gruppen „rechtmäßig“ zu einer Nation oder einem Volk gehören, was dazu führt, dass Minderheiten, Migranten oder andere nicht-ethnische Gruppen diskriminiert oder ausgeschlossen werden.

  2. Exklusivität und Intoleranz: Ein weiteres Problem des völkischen Denkens ist seine Exklusivität und die Förderung von Intoleranz gegenüber anderen Kulturen, Ethnien und Religionen. Das völkische Denken kann in eine gefährliche „Wir gegen die“-Mentalität führen, die Konflikte und gesellschaftliche Spaltungen verstärken kann.

  3. Verklärung der Vergangenheit: Das völkische Denken neigt dazu, die Vergangenheit eines Volkes zu romantisieren und zu idealisieren, was oft zu einer verzerrten Wahrnehmung der Geschichte führt. Es wird die gute alte Zeit beschworen, in der das Volk angeblich in Reinheit und Harmonie lebte, was historische Komplexität und Vielfalt ignoriert.

Zusammenfassung:

Völkisches Denken betont die ethnische und kulturelle Identität eines Volkes und stellt die Kohärenz und Homogenität des Volkes als Grundlage für gesellschaftliche Zugehörigkeit dar. Dieses Denken war historisch verbunden mit Nationalismus, Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten. Besonders im 20. Jahrhundert, vor allem während des Nationalsozialismus, wurde es zur Rechtfertigung für Diskriminierung und Gewalt genutzt. Heute wird völkisches Denken in der Regel stark kritisiert, da es häufig zu Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit führt.