1. Die Dualität von Gut und Böse
Der Zoroastrismus ist bekanntermaßen dualistisch und betont den ständigen Kampf zwischen Ahura Mazda (dem höchsten Gott des Guten) und Angra Mainyu (dem Geist der Zerstörung und des Bösen). Dieser kosmische Kampf zwischen Asha (Wahrheit, Ordnung und Gerechtigkeit) und Druj (Falschheit, Unordnung und Chaos) spielt sich in der spirituellen und materiellen Welt ab.
Ahura Mazda gilt als Schöpfer allen Guten, einschließlich Himmel, Erde und allem, was Leben erhält. Er verkörpert Weisheit, Wahrheit, Güte und Ordnung.
Angra Mainyu repräsentiert alles, was Ahura Mazda entgegensteht – Chaos, Zerstörung und Betrug. Er ist die Quelle allen Leids und Bösen und verursacht Spaltung, Verwirrung und moralischen Verfall in der Welt.
Dieser kosmische Dualismus ist grundlegend für den Zoroastrismus und beeinflusst die moralische Struktur der Religion. Jeder wird ermutigt, sich mit den Kräften von Asha (Wahrheit) zu verbinden, um das Gleichgewicht im Universum zum Guten zu wenden.
2. Die Amesha Spentas: Göttliche Eigenschaften von Ahura Mazda
Die Amesha Spentas (Heilige Unsterbliche) sind göttliche Wesen oder Erzengel, die Ahura Mazda bei der Erhaltung der Welt unterstützen. Jeder von ihnen repräsentiert einen bestimmten Aspekt der Schöpfung oder eine Tugend, die in der zoroastrischen Morallehre zentral ist.
Hier sind die sechs Amesha Spentas und ihre Bedeutung:
Vohu Manah (Guter Geist) – Dieser Geist verkörpert gute Gedanken und Weisheit. Menschen werden ermutigt, Klarheit, Vernunft und reine Absichten zu entwickeln.
Asha Vahishta (Beste Wahrheit/Wahrheit höchsten Ranges) – Dieses Wesen repräsentiert Wahrheit, Ordnung und Rechtschaffenheit. Es wird mit dem Naturgesetz des Kosmos und dem moralischen Gesetz menschlichen Handelns in Verbindung gebracht.
Kshathra Vairya (Macht und Herrschaft) – Dieser Geist wird mit Gerechtigkeit, Macht und Schutz in Verbindung gebracht. Sie repräsentiert die materielle Welt und das Streben nach Gerechtigkeit, das eine gute Regierungsführung und Schutz in der Gesellschaft gewährleistet.
Spenta Armaiti (Heilige Hingabe) – Die Verkörperung von Hingabe und Demut. Sie ist mit der Erde und dem landwirtschaftlichen Überfluss verbunden und repräsentiert die Natur als heilig und die Pflege des Landes.
Haurvatat (Ganzheit) – Der Geist der Ganzheit und Gesundheit, der die Idee von Vollständigkeit und Vollkommenheit verkörpert. Haurvatat steht für körperliches Wohlbefinden sowie spirituelle Reinheit.
Ameretat (Unsterblichkeit) – Der Geist der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens. Ameretat repräsentiert das Ewige, die Lebenskraft und den Glauben, dass die Reise der Seele letztlich zur Wiedervereinigung mit Ahura Mazda führt.
Diese sieben göttlichen Figuren, darunter Ahura Mazda, bilden die göttliche spirituelle Hierarchie im Zoroastrismus und veranschaulichen, wie verschiedene Aspekte der Schöpfung, der Moral und des menschlichen Lebens mit göttlichen Prinzipien verbunden sind.
3. Das Konzept von Asha (Wahrheit, Ordnung)
Asha ist eines der wichtigsten Konzepte des Zoroastrismus. Es steht sowohl für die kosmische Ordnung als auch für die ethische Wahrheit, die das Universum regiert. Es repräsentiert, wie die Dinge in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft sein sollten, basierend auf Wahrheit und Rechtschaffenheit.
Asha ist das Gegenteil von Druj, das für Lüge, Falschheit und Chaos steht.
Die Menschen sind aufgerufen, im Einklang mit Asha zu leben, indem sie Wahrheit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Reinheit in ihren Gedanken, Worten und Taten praktizieren.
Das Streben nach Asha ist nicht nur eine moralische Leitlinie, sondern eine Lebensweise, die alle Aspekte der menschlichen Existenz beeinflusst, vom individuellen Verhalten bis zur sozialen Struktur.
4. Zoroastrische Ethik: Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten
Zarathustra betonte eine praktische Moralphilosophie, die in der Idee von „Guten Gedanken, guten Worten und guten Taten“ zusammengefasst ist:
Gute Gedanken: Damit ist eine tugendhafte Geisteshaltung gemeint, frei von Bosheit, Hass und Betrug. Zoroastrier werden ermutigt, sich auf positive, wahrhaftige Gedanken zu konzentrieren, die mit Asha im Einklang stehen.
Gute Worte: Der Zoroastrismus schätzt die Sprache sehr und betont, dass Worte wahrhaftig, freundlich und konstruktiv sein sollten. Die Idee ist, Sprache als Werkzeug zur Förderung von Gerechtigkeit, Verständnis und Harmonie zu nutzen.
Gute Taten: Dieses Konzept betont die Bedeutung moralischen Handelns und Verhaltens. Zoroastrier glauben, dass Handlungen mit Wahrheit und Güte im Einklang stehen müssen. Jede Handlung, ob groß oder klein, trägt zum spirituellen Fortschritt des Einzelnen und der Welt bei.
5. Die Rolle des Feuers im Zoroastrismus
Feuer spielt in der zoroastrischen Anbetung eine heilige und zentrale Rolle und symbolisiert Ahura Mazdas göttliche Gegenwart, Reinheit und Wahrheit. Es wird oft als lebendige Repräsentation des Göttlichen angesehen.
Feuertempel: Zoroastrier beten in Feuertempeln, in denen eine ewige Flamme als Zeichen der fortwährenden göttlichen Gegenwart brennt. Die Flamme wird im Tempel bewahrt und symbolisiert die Gegenwart von Asha (Wahrheit und Ordnung).
Reinigung: Feuer wird auch in verschiedenen Reinigungsritualen verwendet. Im zoroastrischen Glaubenssystem gelten Elemente wie Feuer, Wasser, Erde und Luft als heilig, und die Erhaltung ihrer Reinheit trägt zur Aufrechterhaltung der kosmischen Ordnung bei.
Die ewige Flamme: Der Atash Behr
Am (das höchste heilige Feuer) brennt in den wichtigsten Tempeln. Diese Flamme gilt als Symbol göttlichen Lichts und spiritueller Erleuchtung.
6. Das Jenseits und das Jüngste Gericht
Der Zoroastrismus hat eine einzigartige Sicht auf das Jenseits. Nach dem Tod wird die Seele aufgrund ihrer Taten im Leben gerichtet:
Die Chinvat-Brücke (Brücke des Gerichts) ist ein zentrales Element des zoroastrischen Jenseits. Nach dem Tod muss die Seele diese Brücke überqueren, um ihr endgültiges Ziel zu erreichen.
Hat die Seele ein Leben in Wahrheit und Rechtschaffenheit geführt, überquert sie die Brücke, um ins Paradies (die beste Existenz, einen Ort ewiger Freude und der Gemeinschaft mit Ahura Mazda) zu gelangen.
Hat die Seele ein Leben im Bösen geführt, wird die Brücke eng und gefährlich, und die Seele fällt in die Hölle (einen Ort des Leidens und der Läuterung). Diese Hölle ist jedoch nicht ewig; die Seelen werden schließlich geläutert und auf die gute Seite der Schöpfung zurückgeführt.
Der Zoroastrismus lehrt auch, dass es am Ende der Zeit eine endgültige Auferstehung geben wird, bei der der Saoshyant (die Erlöserfigur) kommt, um Angra Mainyu zu besiegen, das Böse für immer zu besiegen und die Erneuerung der Welt herbeizuführen. Alle Seelen werden auferstehen und ein letztes Mal gerichtet.
7. Umweltschutz
Der Zoroastrismus legt großen Wert auf die Heiligkeit der Natur. Zarathustra lehrte, dass die Aufgabe des Menschen darin besteht, die Erde und ihre Elemente zu schützen und zu bewahren, da sie von Ahura Mazda geschaffen wurden und von Natur aus heilig sind.
Zoroastrier werden dazu angehalten, im Einklang mit der Natur zu leben, Erde, Wasser, Feuer und Luft zu schützen und sie nicht zu verschmutzen oder zu zerstören. Die Elemente der Natur gelten als heilige Gaben von Ahura Mazda.
Töten und die Schädigung der Umwelt gelten als moralisches Vergehen, und Zoroastrier haben sich historisch für den Erhalt natürlicher Räume und heiliger Elemente wie Feuer eingesetzt.
Fazit
Der Zoroastrismus ist eine Religion, die sich um den kosmischen Kampf zwischen Gut und Böse, die Bedeutung ethischen Handelns und den Glauben an einen göttlichen Plan dreht, der den letztendlichen Triumph des Guten einschließt. Seine Konzepte von Asha (Wahrheit), freiem Willen, moralischer Verantwortung und der Heiligkeit der natürlichen Welt prägen diese Religion bis heute.