Es war einmal ein alter Mönch, der tief in den Bergen in einem kleinen Tempel lebte. Jeden Morgen bei Sonnenaufgang setzte er sich unter denselben Baum, schloss die Augen und meditierte.
Eines Tages kam ein junger Reisender vorbei, erschöpft vom Wandern und ruhelos im Herzen. Er beobachtete den Mönch eine Weile und fragte schließlich:
„Meister, was tust du da so still?“
Der Mönch lächelte sanft, ohne die Augen zu öffnen.
„Ich sitze. Ich atme. Ich bin.“
Der junge Mann runzelte die Stirn.
„Aber das bringt doch nichts voran! Ich will Antworten. Ich will Veränderung. Ich will wissen, wer ich wirklich bin.“
Der Mönch öffnete langsam die Augen, hob ein kleines herabgefallenes Blatt vom Boden auf und reichte es dem Jungen.
„Sieh dir dieses Blatt an. Es ist still. Es ist leicht. Und doch ist es voller Leben – es bewegt sich mit dem Wind, aber kämpft nicht dagegen. Es ist einfach da.“
Der Junge betrachtete das Blatt. Nichts schien besonders.
„Und was soll ich daraus lernen?“
Der Mönch lächelte.
„Du bist wie dieses Blatt. Wenn du aufhörst zu kämpfen, hörst du dich selbst. Wenn du still wirst, hörst du das Leben. Meditation ist kein Tun, sondern ein Sein.“
Verwirrt, aber innerlich berührt, blieb der Junge ein paar Tage. Er lernte, morgens zu atmen, still zu sitzen und die Gedanken wie Wolken vorbeiziehen zu lassen.
Eines Morgens sagte er zum Mönch:
„Ich habe nichts getan – aber ich fühle mich leichter als je zuvor.“
Der Mönch nickte.
„Manchmal ist das Größte, was du tun kannst: ganz da zu sein.“